was ist der computer?
Computer sind nach Weizenbaum "autonome Maschinen [...] die während eines größeren Zeitraums völlig auf der Basis ihrer eigenen inneren Realität arbeiten"1). Der Mensch verlässt sich auf derartige Maschinen und wenn dies nicht "auf völliger Hoffnungslosigkeit oder blindem Glauben [beruhen soll], so muss er nicht nur erklären, was diese Maschinen tun, sondern auch, wie sie es tun"2), d.h. der Mensch muss sich von den "inneren Realitäten" ein Bild machen, was umso schwieriger ist, da die meisten Menschen nicht das Geringste von Computern verstehen. So wird verständlich, warum die Welt der Informationstechnologie eine Welt der Mythen und Mysterien für viele ist, in der letztendlich alles möglich erscheint.3) Diese Überschätzung, aus der oftmals Ehrfurcht oder Skepsis resultieren, beruht allein auf Unkenntnis, "denn es ist festzuhalten, dass der Computer als Produkt menschlichen Denkens dessen quantitative Kapazitäten (Speichervermögen) überschreitet, aber noch nicht dessen qualitative Kompetenzen."4)
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1) Joseph Weizenbaum, Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft, Frankfurt a.M. 1978, S. 23
2) Weizenbaum, a.a.O., S. 23
3) Weizenbaum, a.a.O., S. 23: "Wenn sie [die Menschen] also nicht gerade über einen ausgeprägten Skeptizismus verfügen (etwa von der Art, wie man ihn einem Varietezauberer entgegenbringt), so können sie die intellektuellen Leistungen des Computers nur dadurch erklären, dass sie die einzige Analogie heranziehen, die ihnen zu Gebote steht, nämlich das Modell ihrer eigenen Denkfähigkeit. Dann nimmt es nicht Wunder, dass sie übers Ziel hinausschießen."
4) Ingrid Stoppa-Sehlbach, Computer in ästhetischen Prozessen Ð Die Veränderung ästhetischer Interaktion durch Computer und ihre Konsequenzen für ästhetische Erfahrung, Frankfurt a.M., 1988, S. 16